Wer am 20. April verreisen wollte, um mal dem grauen Alltag zu entfliehen,
hätte dazu weder Tui noch irgendein anderes Reisebüro benötigt. Der
Besuch des diesjährigen Konzerts, das der Musikverein Au unter das Motto
„Fantasy“ stellte, hätte durchaus genügt. Wenn man denn das Glück hatte,
noch eine Eintrittskarte zu ergattern. Das Konzert war schließlich restlos
ausverkauft.
Eingestimmt wurde man von Anfang an. Schon draußen vor dem Bürgersaal
nahm der Zauberer Gandalf (aus der Filmmusik „Herr der Ringe“) mit Stock,
Rauschebart und elbischer Kleidung die zahlreichen Hör- und Reiselustigen
in Empfang. Drinnen warteten Video-Projektionen und allerhand
stimmungsvolle, mit viel Liebe zum Detail hergestellte mythische
Dekorationen auf die glücklichen Besucher mit Eintrittskarten.
Belohnt wurden sie auf jeden Fall. Den zauberhaften Beginn des Abends
machte Marlene Schönborn mit Ihrem ersten Auftritt an der Blockflöte. Das
gut aufgelegte, unter der Leitung von David Mandel tadellos aufspielende
Jugendorchester setzte einen weiteren eindrücklichen Akzent.
Dann ging es mit dem Hauptorchester weiter. Zunächst nach Mallorca, was
bei einer der beiden Moderatorinnen anfangs zu mürrischer Verstimmung
führte, denn dieses Ziel erschien ihr wohl als nicht besonders originell und
fantasievoll. Was die Musiker dann aber aus dem nun folgenden Stück „Sa
Musica“ (eine musikalische Geschichte der Balearen) machten, war der
tuschartig und temperamentvoll gespielte Beginn einer wundervollen
Reise. Nicht nach „Ballermann“ - sondern in die weiten Welten der
Fantasie.
Schon bald fanden sich die Zuhörer auf einem alten Seeelenverkäufer
wieder, der durch die Karibik dampfte. Das Werk „The Gost Ship“ von José
Alberto Pina machte aus dem Orchester zeitweise einen tosenden
Maschinenraum. Ein halbes Dutzend Pauken und elektronisch verstärkte
Bässe vertonen das Stampfen der Schiffschrauben im aufgewühlten Meer.
Wer jetzt im Publikum nicht wach ist, wird das niemals mehr.
Aber die Musiker (unter ihnen, für ein Blasorchester ungewöhnlich, auch
zwei Streicher) beherrschen auch die leisen, subtilen Zwischentöne. So
beginnt „At Worlds End“, Hans Zimmers bekannter Soundtrack zur
Filmreihe „Fluch der Karibik“, mit einem anrührend gesungenen Piratenlied.
Und nicht zuletzt: Wer das Orchester, ähnlich wie die Piraten auf der „Black
Pearl“, mit großer Spielfreude bis ans Limit brachte, war Lukas Fischer, der
sein erstes Konzert für den Musikverein Au dirigierte. Und er machte das
wie der verwegene Captain Jack Sparrow: unaufgeregt, engagiert,
mitreißend und mit großer Präzision. Ein rundum gelungener Einstand.
Tosender Applaus.
Ihr Musikverein Au e.V.
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